Nachlese

25.06.2023 10:00 - Uhr

Weiblicher Aktivismus

Frauenzimmer - einerseits ein schöner Name für einen Frauenchor, andererseits auch eine schöne Metapher, denn Frauenzimmer ist ein offenes und einladendes Ensemble, ein lebendiger Beweis dafür, dass Musik ein sicherer Weg ist, nicht nur eine positive Gemeinschaft aufzubauen, sondern sie auch in Form von Tönen auf das Publikum zu übertragen. Was Frauenzimmer bietet, lässt sich nicht einfach durch eine bloße Aufzählung der dargebrachten Lieder zusammenfassen. In den Gesichtern des Chors steckt eine Geschichte und eine Erzählung, sie sind so etwas wie musikalische Aktivistinnen, denen es gelingt, ein Wohlgefühl bei den Zuhörer*innen zu hinterlassen, sie sind Leuchttürme einer Welt, die wir sehen und hören wollen. Ja, sicher, Musik kann das leisten, aber nur dort, wo das Herz bei der Interpretation auch wirklich dabei ist.

Unter der einfühlsamen und motivierenden Leitung von Eva Schneider fand das Ensemble Zugang zu volkstümlicher, historischer und zeitgenössischer Musik, ein vielfarbiges und vielsprachiges Programm, eine Begegnungsreise von Spanien bis Finnland, von Irland bis Bulgarien, von Armenien bis Island, auch Japan und Ozeanien sind den 12 Stimmen nicht fremd. Frauenzimmer hat einen charakteristischen Klang von tiefer romantischer Wärme. Die Sängerinnen sind mit üppigen Klängen ebenso wie zarten Tönen auf heimischem Terrain, das braucht es auch, man bedenke beispielsweise die Spreizung zwischen Kärntnerlied und finnischem Joik-Gesang. Zusammen mit dem technischen Können des Ensembles (auch die Solistinnen boten wirklich Großes) war dies ein Chorerlebnis, das man genießen konnte, Balance, Mischung und Intonation makellos, aber das Herz der Darbietung war die Freude der 12 + 1 Aktivistinnen, die auf das Publikum von der ersten Minute weg übersprang.

Mutig war auch, einen weiteren musikalischen Höhepunkt auf die Frauenzimmer-Bühne einzuladen. Christian Bakanic, ein nimmermüder Akkordeonist aus dem Südburgenland (treffenderweise aus einem 350-Seelen-Ort stammend, der "Welten" heißt), der immer auf der Suche nach neuen Möglichkeiten ist. Neugier, Kreativität und Leidenschaft sind sein Antrieb, während er seine Hörer*innen mit Authentizität und Virtuosität überzeugt. Seine Solo-Einlagen bei diesem Konzert waren umjubelt, als Höhepunkt performte das gesamte Ensemble den Libertango von Astor Piazolla gemeinsam, also Stimmen, Akkordeon, Flügel und Saxophon.

Zusammengefasst: Dieses Konzert glänzte trotz anspruchsvollster Arrangements durch eine Leichtigkeit, die der Schlüssel dazu war, diesem Abend einen solch magischen Klang zu verleihen. Ein Lichtblick in einer Zeit wie dieser.

(lf)