Nachlese

14.07.2022 11:00 - Uhr

Ui – jetzt bin ich raus…

Das Stück „Der betrogene Betrüger“ der Theaterachse (frei nach dem Stück Don „Gil de las calzas verdes“ aus dem Jahr 1635) nach der Regie von Mathias Schuh darf man guten Gewissens als Verwirrungskomödie bezeichnen. Gleich acht verschiedene Donnas und Dons geben sich auf der Bühne die Ehre, manchmal die Hand, küssen oder feinden sich an…es ist zum Haare raufen. Im Wesentlichen reist eine gewisse Donna Juana ihrem treulosen Don Martin nach um ihn zu Rede zu stellen und bestenfalls für sich zurückzugewinnen. Dass beide dabei falsche Namen annehmen, macht aus zwei DonnaDons schon mal vier, ein paar kommen von außerhalb noch dazu, Geschlechter werden gewechselt und schon ist man sich nicht mehr sicher wer jetzt genau wozu und mit wem und überhaupt…

Unter diesem Gesichtspunkt ist die Leistung der Darsteller*innen nicht hoch genug einzuschätzen. Wer bin ich gerade noch? Wie ist mein Name? Wem bin ich gerade zugetan und mit wem spinnefeind? All diese Zustände ändern sich in „Der betrogene Betrüger“ gefühlt im Minutentakt. Das Publikum nimmt die turbulenten Szenerien zwischen Romantik und Duell mit viel Humor. Die lebendige Inszenierung lässt den Gästen im Emailwerk nur wenig Zeit zum Nachdenken und immer dann, wenn man glaubt den roten Faden sicher in der Hand zu haben, lässt Mathias Schuh durch seine leidenschaftlichen Schauspieler*innen ausrichten, dass dem nicht so ist. Erst gegen Ende des Stücks lösen sich die Verstrickungen und Maskeraden soweit auf, dass man auf dem einen oder anderen Gesicht Erleichterung ob der gewonnenen Erkenntnisse bemerken kann. „Der betrogene Betrüger“ sorgt für einen äußerst kurzweiligen und unterhaltenden Theaterabend mit viel ausgelassener Heiterkeit, an dessen Ende sich dann doch alle irgendwie ordnungsgemäß zusammenfinden. Oder doch nicht?

(mw)