Nachlese

06.07.2020 09:00 - Uhr

Mit Kurzweil versüß ich euch die Zeit

 

Die altertümlich anmutende Kunstsprache, die Kostüme und natürlich die Titel der Protagonisten verweisen auf die frühe Neuzeit. Einige Requisiten wie Taschenlampe, Walkie Talkie oder Sonnenschirm holen das Stück in die Moderne. Die Handlung ist ohnehin zeitlos und gültig seit Menschengedenken. „Viel Lärm um nichts“, bereits von Shakespeare als Komödie angelegt, wurde vom Ensemble der Theaterachse hinsichtlich Humor und schelmischem Gehabe noch etwas angereichert. An der Figur des Wachtmeisters Dogberry wird diese Intention besonders deutlich, ist es dem Kerl doch eine Herzensangelegenheit, alle im Duden festgeschriebenen Fremdwörter entweder falsch auszusprechen oder zumindest im falschen Kontext zu verwenden. Nach den Fährnissen der Corona-Epoche sei die Theaterachse für ihre leichtfüßige und witzige Interpretation des Shakespeare-Klassikers hochbedankt. Die freudige Erwartung der nächsten Szene, kaum wurde die vorhergehende mit einem Lachen entlassen, ist im Publikum tatsächlich spürbar. Auch den Schauspieler*innen ist die voll aufgeladene Batterie nach dem langen Bühnenverzicht bis in die letzte Faser anzusehen. Beide Seiten genießen diesen Theaterabend in vollsten Zügen und schwelgen im ansteckenden Dialog der Heiterkeit durch das Stück. Die messerscharfen Gemeinheiten zwischen Benedikt und Beatrice, die verstaubte Balz von Hero und Claudio, der giftige Don John mit seinem Gehilfen Borachio und dessen Schweizer Dialekt – die Darsteller der Theaterachse fühlen sich in ihren Rollen so richtig wohl, zumal fast alle Schauspieler*innen in diversen Nebenrollen auch noch weitere Protagonisten zur Aufführung bringen.

In den Dialogen bemüht die Theaterachse ebenso wortwörtliche Teile der Originalübersetzung, vor allem im Hauptstrang, als auch eigene Formulierungen und kreiert so eine verspielte Mischung, die perfekt mit dem lebhaften Schauspiel harmoniert. Man staunt doch immer wieder ob der sprachlichen Finesse von Meister Shakespeare. „Die Zeit geht auf Krücken, bis die Liebe im Besitz aller ihrer Rechte ist“, lässt er Claudio klagen. „Sie stürmt wie ein Einkaufswagen auf Hamsterfahrt“ wenn die Theaterachse Shakespeare interpretiert.

(mw)