Nachlese

13.01.2020 12:30 - Uhr

Birdlands offshoot

Der dritte Satz von Charles Ives Trio für Violine, Violoncello und Klavier als Konzertauftakt. Das ist eine Botschaft, die die auditive Bequemlichkeit aus dem verstaubten Gebälk schießt. Sarah, Lukas und Florian Moser entledigen das Publikum damit gleich zu Beginn der Vorstellung, dass man unter dem Konzerttitel Heimspiel etwas heimeliges, kantenlos-liebes erwarten könnte. Der Auftakt ist dramatisch, die unvorhersehbaren Wechsel in der Anmutung wirken wie kleine Adrenalinspritzen, das Stück schwankt zwischen fast jazziger Nervosität und dämmriger Gelassenheit. Das Mosertrio wirkt wie elektrisiert, gleichsam die Zuhörer.

Für die nachfolgenden Klaviertrio-Variationen Beethovens wählen die drei brillanten MusikerInnen eine späte Fassung mit einer Einleitung in g-Moll, bevor der Schneider Kakadu seine kecke Heiterkeit vom Stapel lassen darf. Es bleibt also spannend, die hör- und sichtbare Hingabe, mit der die drei jungen MusikerInnen durch das Stück führen, fesseln das Auditorium von der ersten bis zur letzten Note.

Der zweite Teil des Abends beginnt mit einem Eigenarrangement. Lukas Mosers Interpretation von Lullaby Of Birdland (George Shearing) besticht durch seine vergnügliche Beschwingtheit und die diffizile Kleinteiligkeit, die dem Können des Trios tatsächlich gerecht wird. Dramaturgisch geplant oder nicht – und auch wenn rund 50 Jahre dazwischen liegen, die nachfolgende Komposition von Maurice Ravel greift diese Heiterkeit erneut auf und lässt die Kriegswirren während seiner Entstehung nicht vermuten. Die Geschwister Moser ehren Meister Ravel mit einer derart leichtfüßigen Wiedergabe, dass man am liebsten mitdirigieren möchte, so geht Musik. Apropos ehren: Nach Joe Zawinuls Hommage an Charlie Parkers Birdland bitten die musizierenden „Kinder“ ihren Vater auf die Bühne. Auf dem Programm steht ein frühes Arrangement des familieneigenen „Parmesanclubs“ – aus einer Zeit in der die Künstler nicht viel größer waren als eine Geige. Vater Moser singt, die Nachkommen begleiten, das Publikum applaudiert – ein Zeichen der familiären Wertschätzung, wie es schöner nicht sein kann.

Johannes Brahms‘ Klaviertrio Nr. 3 fällt es zu, einen musikalisch herausragenden und äußerst kurzweiligen Abend zu beschließen. Man kann nicht anders, als Sarah, Florian und Lukas Moser zu ihrer musikalischen Vielfalt und künstlerischen Brillanz zu gratulieren, von der spürbaren Leidenschaft zu ihrer Musik ganz abgesehen. Eines scheint besiegelt, wir werden noch viel, sehr viel von den drei MusikernInnen hören.

(mw)